Hund im Turm – Bauopfer oder nur begraben?
Seit 2018 finden auf der Bertholdsburg in Schleusingen, Lkr. Hildburghausen, umfangreiche Sanierungsarbeiten im Bereich der nördlichen Umfassungsmauer statt. Die Bertholdsburg war bis 1583 Residenz der Grafen von Henneberg-Schleusingen, einem der bedeutendsten Adelsgeschlechter in Südthüringen.
Die archäologische Begleitung 2019 erbrachte an der Nordostecke der Umfassungsmauer die Fundamentreste eines zweischaligen Rundturmes mit einem Außendurchmesser von 6,60 m. Die Mauerstärke wies eine Mächtigkeit von 1,40 m auf, sodass sich ein Innendurchmesser von 3,80 m ergab. Anhand seiner Lage zu älteren, noch vorhandenen Gebäuden ist davon auszugehen, dass dieser in die ehemalige Umfassungsmauer eingebunden war. Die Errichtung des Turmes konnte anhand von Keramik aus den Mauerfugen in das 14./15. Jh. datiert werden. Der Innenraum des Turmes wurde, kurz nach dessen Errichtung, mit Abbruchschutt verfüllt, welcher anhand der geborgenen Keramik ebenfalls in das 14./15. Jh. datiert.
Auf Höhe der Turmsohle stießen die Archäologen auf ein zum Teil im Knochenverband erhaltenes Hundeskelett. Es stellte sich die Frage: Wurde das Tier geopfert oder begraben? Archäozoologische Untersuchungen am Knochenmaterial wiesen ältere, dunkle Bruchränder an den Schädelknochen auf, die jedoch nicht eindeutig die Todesursache belegen. Alleine aus den Fundumständen und der Knochenuntersuchung lässt sich die Frage nach einem Bauopfer abschließend nicht beantworten. Im Zuge dieses Bauabschnittes wurde zudem eine östlich an die nördliche Umfassungsmauer anbindende Sandsteinmauer untersucht. Diese gründet in den ehemaligen Burggraben und wies einen gemauerten Bogen auf, der auf eine neuzeitliche Zuwegung zur Burg hindeutet.
K. Möller
Dr. Mathias Seidel
Gebietsreferat Südthüringen, TLDA, Römhild
Tel.: 0361 / 57 3222 011
E-Mail: mathias.seidel@tlda.thueringen.de