Ein linienbandkeramischer Siedlungsplatz bei Schmölln, Lkr. Altenburger Land
Die ostthüringische Stadt Schmölln im Lkr. Altenburger Land erweiterte Ende 2018 das bestehende Industriegebiet Crimmitschauer Straße. Von der insgesamt 15 ha großen Baufläche wurde bauvorgreifend 1 ha durch das Thüringische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie (TLDA) archäologisch untersucht.
Nahezu alle Befunde gehörten zu einer Ansiedlung der Linienbandkeramik, die zwei räumlich voneinander getrennte Bereiche erkennen ließ. Einen Schwerpunkt bildete ein Langhaus mit hausbegleitenden Gruben. Das 33,5 × 7,2 m große, Nordwest-Südost-orientierte Gebäude war in seinem Grundriss nahezu komplett erhalten. Der Nordwest-Teil wurde wahrscheinlich mit einem an der Giebelseite unterbrochenen Segmentgraben in U-Form umgeben. Im Mittelteil des Hauses waren die dachtragenden Pfosten doppelt J-förmig angeordnet. Nur in diesem Hausteil kam Brandlehm in großen Mengen in den Verfüllungen der Pfostengruben vor, was ein Indiz für eine oder mehrere Herdstellen ist und daher diesen Bereich als Wohn- und Arbeitsbereich ausweist. Mit den im Südost-Teil befindlichen zwei Querreihen von Doppelpfostengruben ließ sich eine Zwischendecke rekonstruieren, die als Speicher genutzt worden sein könnte.
In den hausbegleitenden Grubenkomplexen, die sich aus langovalen und runden Gruben zusammensetzten, fand sich wie erwartet mehr Material als in den Verfüllungen der Pfostengruben, aber bezogen auf die Fläche wiederum relativ wenig. Ein 14C-Datum von 5231−5026 cal BC, architektonische Merkmale des Langhauses und Verzierungen auf der Feinkeramik stellen die Befunde in diesem Bereich in die ältere Linienbandkeramik.
Ein zweiter bandkeramischer Siedlungsniederschlag fand sich 180 m südwestlich, wo besonders zwei große Gruben mit viel Fundmaterial auffielen. Diese kennzeichneten einen Arbeitsplatz, an dem Werkzeuge hergestellt, repariert, genutzt und schließlich verworfen wurden. Daneben ist die Nutzung von (Wild-)Tieren durch wenige kleinste kalzinierte Knochen- bzw. Geweihfragmente belegt.
Das linienbandkeramische Siedlungsareal erstreckt sich im Westen über die Baufeldgrenze hinaus, was durch Lesefunde belegt ist. Das an beiden Plätzen verwendete Rohmaterial stammt fast ausschließlich aus lokalen Quellen, das betrifft sowohl die Versorgung mit Feuerstein als auch mit Sand- und Felsgesteinen.
Volker Neubeck
Dr. Ines Spazier
Gebietsreferat Ostthüringen, TLDA, Weimar
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